Hier ein toller Bericht vom Aufenthalt im Tierheim Murcia

Unser Aufenthalt in El Cobijo

Anfangs Juli sind Alejandra und ich aufgebrochen, um im Shelter von El Cobijo Freiwilligendienst zu leisten. Temperaturtechnisch hätten wir uns wohl keinen besseren Zeitpunkt auswählen können: Bei täglich 35 – 38°C haben wir uns wacker geschlagen!

„Ob ich das hier zwei Wochen lang aushalte?!“ war mein allererster Gedanke, als ich nach einem sehr frühen Flug nach Alicante und dem Ankommen im Hotel, danach gleich Weiterfahrt ins Shelter vor den Toren desselbigen stand. Wenn 70 Hunde gleichzeitig zusammen bellen und heulen, ist das zuallererst einmal eindrücklich und geht unter die Haut. Ich bin ein sehr lärmempfindlicher Mensch, und die ersten Minuten hatten es in sich.

Wir kamen also an, wurden von ein paar Nasen begrüsst, die sich gerade auf dem Parkplatz tummelten, haben unsere Sachen abgeladen und… standen irgendwie auch gleich mitten drin. Ich weiss gar nicht mehr, wie es kam… grosse Anweisungen gab es keine: wir haben Schaufeln und Besen gepackt und erst mal angefangen, in den beiden grossen Auslaufgehegen die Kacke zusammen zu sammeln. Davon gab es genug und es vergingen ein bis zwei Stunden, bis wir da alles sauber hatten. Das war nicht gerade der Duft der grossen weiten Welt, aber eben der Duft eines Schelters, und das tägliche Los seiner Helfer.

Irgendwann war Isabel da, eine freiwillige Helferin, die jeden Montag vorbei kommt. Sie ist eine der wenigen, die auch Englisch spricht und ist seit vielen Jahren dabei. Daher kennt sie alle Hunde bestens und weiss, wer mit wem kann und welche man besser auseinander halten sollte. Sie ist dafür zuständig, dass die Hunde aus ihren Zweierzwingern raus kommen und für 20 – 30 Minuten Freilauf im grossen Gehege geniessen können. Da können sie rennen und spielen, den Hasen hinter dem Zaun nachgucken oder sich im Wasserbecken abkühlen. Einige rennen gleich los, andere suchen den nächsten Schattenplatz, schnüffeln ein wenig herum oder warten einfach nur, bis sie wieder zurück in „ihre Wohnung“ kommen.

Wenn wir Helfer jeweils an den Zwingern vorbei gehen, schwillt der Lärm ohrenbetäubend an. Jede Fellnase will raus, jeder will gekrault werden und ein bisschen Aufmerksamkeit erhaschen. „Nimm mich!“ scheinen sie zu jaulen. Sobald dann jeweils ein Grüppchen im Auslauf ist, wird es ruhig, als wenn sie wüssten: in den nächsten 20 Minuten bin ich nicht dran. Holt man dann die ersten wieder rein, geht der Radau von neuem los, bis dass die nächsten den Auslauf geniessen.

Die professionellen Pfleger, die in El Cobijo angestellt sind, arbeiten jeweils eine ganze Woche durch. Das heisst: sie wohnen dort und sind während 7 Tagen und 24 Stunden pro Tag für die Hunde verantwortlich. Ihr Job ist es zu futtern, Medikamente abzugeben und die Zwinger täglich zu reinigen. Der Auslauf ist Sache der Freiwilligen, und dieser klappt mal regelmässig, manchmal auch nur sporadisch. Alejandra und ich hatten es uns zum Ziel gemacht, alle Hunde einmal täglich raus zu holen. Und dies dauerte normalerweise von 9.30 – ca. 13.00 Uhr. Danach waren wir ziemlich geschafft.

Die Hunde waren einfach nur super! Die meisten haben sich wirklich sehr gut benommen, waren dankbar, dass sie raus kamen, taten aber auch nicht zickig, als es wieder in den Zwinger ging. Als ob sie wussten: Ich bin nicht der einzige hier, die anderen dürfen auch noch… Manche sind auch ganz gerne wieder zurück, da es doch einfach grässlich heiss war im kaum beschatteten Auslauf. Natürlich gab es Ausnahmen in Sachen Benehmen, aber diese hatten auch eine ganz spezielle Geschichte. Die meisten wollten einfach gesehen werden, mal gestreichelt und gekrault werden.

Ich kann hier nicht auf die einzelnen Hunde eingehen, denn sonst wird dieser Bericht zu lang. Aber seid gewiss: Jeder wächst einem ans Herz, die einen ein ganz wenig mehr, aus welchem Grund auch immer …

Wenn ihr mich fragt: „Was war das Schwierigste da im Heim?“ Dann müsste ich wohl sagen: Zu wissen, dass – was immer wir tun – es nie genug sein wird! Am traurigsten macht mich, dass – egal wie viel wir tun – man all diesen Seelen einfach nicht wirklich gerecht werden kann. Ein jeder hätte es so sehr verdient, gesehen zu werden, geschmust zu werden, ausgeführt zu werden… Doch leider reicht es meist nur für das Nötigste zum Überleben: Nahrung, Wasser, Medikamente und ein Dach über dem Kopf.

El Cobijo ist ohne Frage ein absolut mustergültig gut geführtes Shelter, davon bin ich überzeugt. Es herrscht Ordnung (ganz wichtig für uns Schweizer ;-), ist sauber, von der Grösse her überblickbar, die Angestellten sind gut zu den Hunden und alle ziehen am gleichen Strick. Ich möchte nicht wissen, wie es in einem Public Shelter zu und her geht und ich würde mir einen Besuch dort auch nicht zumuten, nach allem, was uns Yolanda darüber erzählt hat.

Und wenn ihr nun fragt: „Was war das Schönste an eurem Aufenthalt?“ Dann würde ich sagen: die Hunde. Die Hunde und ihre Liebe, Dankbarkeit und ihre Grosszügigkeit uns Menschen gegenüber. Sie nehmen, was sie kriegen und danken es dir. Sie zeigen es dir mit Blicken und sie schleichen sich in dein Herz…

Schön war, dass ich am letzten Tag meines Aufenthaltes Yolanda begleiten durfte, als sie vier Hunde zu Klaus brachte, der sie dann mit auf den Transport in die Schweiz nahm. Es waren dies Donna, Nadja, Noé und Newton. Wie ich am nächsten Tag nachmittags in Basel gelandet bin wusste ich, dass diese vier bereits in ihren neuen Familien angekommen sind.

Zwei Wochen nach meiner Heimkehr durfte ich dann mit Alejandra an einem Samstag frühmorgens um vier die nächsten Zwei in Mulhouse übernehmen. Es waren dies Perdigon und Aguacate. Aguacate habe ich selbst zu den neuen Besitzer gefahren, da diese nur 10 Minuten von mir entfernt wohnen. Mit anzusehen, wie diese Maus ganz selbstsicher und wedelnd auf ihre neue Familie zugegangen ist, sich in ihre Arme geworfen hat und einfach nur glücklich aussah, hat mich eine Träne verdrücken lassen. So habe ich also quasi einen Hund vom Shelter direkt zu seiner neuen Familie gebracht. Und das hat mir nochmals klar gemacht, warum wir hier alle zusammen arbeiten. Das war ein wunderbares Gefühl. Und dafür danke ich El Cobijo und allen, die bei Home4dogs mit dabei sind.

Wir machen gute Arbeit und ich hoffe, dass das noch lange so bleibt.

In diesem Sinne, seid alle herzlich gegrüsst! Sandra Barberini

Im Juli 2017